IV. Irish Session

In heutigen Pub-Sessions wird ein bedeutender Teil der traditionellen irischen Musik zelebriert, und dies geschieht bei informellen Treffen in Pubs sowohl auf dem Land als auch in städtischen Gebieten. Die Ursprünge dieser modernen Pub-Sessions lassen sich bis ins Jahr 1947 zurückverfolgen, als die erste bekannte Veranstaltung dieser Art im Londoner Stadtteil Camden Town in einem Lokal namens Devonshire Arms stattfand. Diese Praxis fand ihren Weg erst später nach Irland. In den 1960er Jahren begannen Pubs wie das O’Donoghues in Dublin, ihre eigenen Pub-Sessions zu veranstalten.

Ablauf

In der Regel werden alle Tunes einmal wiederholt, und sie werden zu Sets zusammengefasst. Innerhalb eines Sets gehen die Tunes nahtlos ineinander über. Ein Musiker beginnt ein Set und bestimmt seinen Verlauf, während die anderen Musiker einsteigen. Zwischen den Sets können Solo-Stücke dargeboten werden, und oft wird der Uilleann Piper gebeten, ein Solo wegen seiner hervorstechenden Lautstärke beizutragen. 

Die Melodieinstrumente spielen alle unisono in ihrer angenehmsten Oktavlage und fügen spontane, instrumententypische Verzierungen hinzu.

In einer Irischen Session bleibt keine Zeit für die Suche nach Noten. Die Musiker müssen alle Stücke auswendig können, außer den Trommlern und Musikern, die ein Begleitinstrument nach Gehör spielen.

Grundsätzlich sollte jeder, der mitspielen möchte, höflicherweise um Erlaubnis bitten, um wohlwollend in der Band aufgenommen zu werden. Die Herausforderung einer Irish Session liegt im hohen Tempo der Melodien. Es ist ratsam, beim Einüben der Stücke einen effektiven Fingersatz zu bedenken. 

Instrumente

Bautechnisch gleicht die Fidel einer herkömmlichen Violine. Die Bezeichnung „Fiddle“ ist eng mit der Spielweise verbunden, die sich durch das Fehlen von Vibrato und kaum wahrnehmbaren Dynamikunterschieden auszeichnet. Das Fideln ist besonders für die Tanzmusik geeignet, und wird fast ausschließlich in diesem Kontext eingesetzt. Die Verwendung der Fidel in der irischen Volksmusik reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück, wobei die frühesten Hinweise bereits im 7. Jahrhundert zu finden sind. 

Die Uíleann Pipes [ˈɪl.ən ˌpaɪps] entwickelten sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Irland aus den sogenannten „pastoral pipes“ oder „union pipes“. Der Blasebalg wird zwischen dem Ellenbogen und der Flanke des Spielers gehalten. Das Instrument besteht aus Drones, Regulatoren und einem Chanter. 

Der Chanter, oder Melodiepfeife, verfügt über fünf Töne: d‘, eb‘, e‘, fis‘, g‘, a‘, h‘, c‘‘, cis‘‘, d‘‘. Er besitzt ein Doppelrohrblatt und ist stumm, wenn alle Löcher gedrückt werden. Um das tiefe d zu spielen, werden alle Löcher mit den Fingern verschlossen und der Chanter vom Knie gehoben. Staccato-Spiel ist möglich, und der Chanter kann bei hohem Winddruck überblasen werden. Die verfügbaren Tonarten sind D-Dur, e-Moll und G-Dur. 

Die Drones, oder Bordunpfeifen, haben ein Einfachrohrblatt und können durch ein Ventil ein- und ausgeschaltet werden. Die tenor drone spielt d1, baritone drone und bass drone spielen beide ein D.

Die Regulatoren sind gedackte Doppelrohrblattpfeifen mit Klappen, die mit der rechten Hand bedient werden. Die Pfeifen sind stumm, wenn die Klappen nicht gedrückt sind. Die Tenor-Regulatoren können c‘, h, a, g, fis spielen; die Bariton-Regulatoren a, g, fis, d; die Bass-Regulatoren c, H, A, G. Mit den Regulatoren ist es möglich, zur Begleitung Einzeltöne oder Zweiton-Akkorde zu spielen.

Die Flute ist eine Querflöte aus Holz oder Metall. Sie ist seit dem 18. Jahrhundert in Irland bekannt. 

Die Tin Whistle ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ein fester Bestandteil der traditionellen irischen Musik. Dieses kostengünstige Instrument wird in Massenproduktion zum Beispiel in Manchester, England, hergestellt. Es ist eine dünnwandige Flöte, meist aus einem Messingrohr bestehend, das konisch oder zylindrisch sein kann, und sie verfügt über ein Holz- oder Plastik-Mundstück. Tin Whistles werden in den Tonarten C, D, Es und F hergestellt. 

Das Melodeon ist eine kleine, wechseltönige Handharmonika, die sich gegen Ende des 19. Jhd. in Irland ausbreitete. Der Korpus hat eine rechteckige Grundform. Rechts befindet sich eine diatonische Knopfreihe über zwei Oktaven. An der linken Seite sind zwei löffelartige Tasten, die einen Tonika-Akkorde sowie den Dominant-Akkord erzeugen können. 

Das Irische Akkordeon stellt eine Weiterentwicklung des Melodeons dar. Es zeichnet sich durch eine zweite Knopfreihe aus, deren Töne einen Halbton über denen der unteren Tastenreihe liegt. Durch diese Tastenbelegung wird das Instrument chromatisch, wenn auch zahlreiche Balgwechsel notwendig sind, um chromatische Melodien zu spielen. Die häufigsten Stimmungen sind: B/C und C#/D. 

Die Bässe sind ebenfalls wechseltönig, werden aber oft nicht bedient, weil sie auf wenige Tonarten beschränkt sind. 

Das Irische Akkordeon, als wechseltoniges Instrument, erfordert häufige Balgwechsel während des Spielens, was zu einer deutlichen Trennung zwischen den Tönen benachbarter Noten führt. Die Musik bekommt dadurch einen punktuellen, federnden Klang, der für Hornpipes und Jigs gut geeignet ist. Das geringe Gesicht dieses Instrumentes erleichtert die rasche Änderung der Balgrichtung. 

Die Entwicklung des Irischen Akkordeons wurde Ende der 1920er Jahre abgeschlossen und trug dazu bei, das Irische Akkordeon zu einem wichtigen Instrument in der traditionellen irischen Musik zu machen. 

Seit 1950 ist auch das Pianoakkordeon beliebt in der irischen Folkszene. 
Typische Begleitrhythmen von Reels für die linke Hand:

  • D d (Pause) d / D d (Pause) d / …
  • D d (Pause) d / (Pause) d (Pause) d / …
  • (Pause) d (Pause) d / …

Jig können wie folgt begleitet werden: 

  • D (Pause) d A (Pause) d / …
  • D+d (Pause) d D+d (Pause) d / …

Die Konzertina wird seltener als das Akkordeon und überwiegend an der Westküste eingesetzt. Während für englische Folkmusik die gleichtönige Englische Konzertina („English concertina“) verwendet wird, wird in Irland auf der Deutsch-Englischen Konzertina („Anglo concertina“) gespielt. Dieses Instrument ist wechseltönig. Die zahlreichen Balgwechsel sind kennzeichnend für die irische Konzertina-Musik. 

Seit etwa 1960 wird hin und wieder auch die Mundharmonika verwendet. 

Die Bodhrán [bˠəuˈɾˠɑːn̪ˠ] ist ein tamburinartiges Schlaginstrument mit einem runden Holzrahmen und einem natürlichen Schlagfell ohne Schellen. Es wird mit einem Schlegel gespielt, an dessen beiden Stielenden sich Köpfe befinden. Die erste Erwähnung dieses Instruments stammt aus dem 17. Jahrhundert. Ursprünglich wurde die Bodhrán bei rituellen Prozessionen oder beim Musizieren am Stephanstag eingesetzt. An diesem Tag pflegen einige Iren den Brauch, mit einer Zaunkönig-Plastik von Haus zu Haus zu gehen, um dort zu musizieren. Die Bodhrán erlangte in den 1960er Jahren durch Seán Ó Riada Einführung und Popularität.

Bereits in den 1930er Jahren wurde die Gitarre zur Begleitung des Irish Folks eingesetzt. Neben den gewöhnlichen Moll- und Durakkorden werden auch Powerakkorde (das heißt, Akkorde mit leeren Quinten) sowie Sus4-Akkorden verwendet, manchmal auch übermäßigte Akkorde. Akkorde mit der Terz im Bass werden besonders dann eingesetzt, wenn die Terz der Leitton zum nächsten Akkord ist. Im Vergleich zu vielen anderen Musikstilen werden Dur- und Mollseptakkorde im Irish Folk seltener verwendet. Viele Gitarristen bevorzugen die DADGAD-Stimmung. 

Im Irish Folk gibt es spezielle Gitarrengriffe, bei denen die Akkorde am fünften Bund oder höher gegriffen werden, und es werden mehrere leere Saiten mit angeschlagen. 

Beispiele (für die herkömmliche EADGHE-Stimmung): 
D-Dur: X X 0 7 7 5
G-Dur (eigentlich ein Dsus4): X X 0 7 8 5
A-Dur: X X 7 6 5 0
E-Moll: 0 7 5 0 0 0

Die rechte Hand verwendet zum Schlagen immer ein Plektrum. 

Hier sind Beispiele für Schlagmuster im 4/4-Takt: 

  • ↓↑ ↓↑ ↓↑ ↓↑
  • ↓ X ↓↑ ↓↑ ↓ X
  • ↓ X ↓↑ ↓ X ↓↑

Beispiele für Schlagmuster im 6/8-Takt (Jig):

  • ↓↑↓ ↓↑↓
  • ↓ X ↓ ↓↑↓
  • ↓ X ↓ ↑↓↑

Die Bouzouki stammt aus Griechenland und wurde Ende der 1960er Jahre von Johnny Moynihan in die traditionelle irische Musik eingeführt. Die Bouzouki besitzt vier Doppelsaiten: GG – dd – aa -d’d‘. Während die Doppelsaiten der griechischen Bouzouki in Oktaven gestimmt werden, sind sie bei der Irish Bouzouki unisono gestimmt. Mit der Bouzouki können sowohl Melodien als auch die Begleitungen gespielt werden oder eine Kombination aus beidem dargeboten werden. 

Das Banjo wurde erstmals in den 1920er Jahren von irischen Musikern in den USA als Melodieinstrument verwendet. Seine Saiten sind auf GDAE gestimmt und eine Oktave tiefer als die einer Violine. Es wird entweder mit einem Plektrum oder Fingerpicks gezupft. Barney McKenna von The Dubliners wird oft als Wegbereiter für die aktuelle Popularität des Banjos angesehen. 

Die Mandoline wird als Melodieinstrument verwendet. Mit den Saiten auf GDAE gestimmt weist sie einen praktisch gleichen Fingersatz wie eine Violine auf. 

Die Mandola ist das Tenorinstrument zur Mandoline. In der keltischen Musik wird die Stimmung dd-aa-e’e‘-a’a‘ bevorzugt. Auf der Mandola kann begleitet oder Melodie gespielt werden. 

Die keltische Harfe spielt eine eher untergeordnete Rolle im Irish Folk und wird vorrangig für Soloauftritte oder als alleinige Begleitung eines Sängers verwendet.

Styles

Die irische Volksmusik zeichnet sich durch eine Vielzahl von regionalen Stilen aus, die heutzutage nicht mehr ausschließlich bestimmten Regionen zugeordnet werden können, sondern vielmehr auf individuellen musikalischen Vorlieben und Persönlichkeiten basieren.

Ein wichtiger Stil ist der Donegal-Style, der vom schottischen beeinflusst ist und weitgehend auf Legato verzichtet. Das Tempo ist sehr schnell, und im Vergleich zu anderen Stilen werden weniger Verzierungen verwendet, denn im hohen Tempo sind sie schwer umsetzbar. Auf der Fidel werden Verzierungen bevorzugt, die durch perkussive Bogentechniken erzeugt werden, wie zum Beispiel die Triolen. Eindeutig schottische Einflüsse sind in diesem Stil spürbar, insbesondere in den Jigs und Reels, die ohne den charakteristischen Swing gespielt werden. Hornpipes hingegen werden stark akzentuiert und synkopisch interpretiert.

Ein weiterer bedeutender Stil ist der Clare-Style, der sich durch langsameres Tempo und melodische Verzierungen auszeichnet. Hier erfolgen auf der Fidel die Verzierungen mehr durch die Finger. Hierbei kommt es zu einer komplexen Ornamentationstechnik, welche die instrumentale Musik bereichert. 

Verzierungen

Roll: Umspielen der Noten mit naheliegenden Tönen, etwa so wie bei einer Kadenz in der Barockmusik.

Vorschlagsnoten

Cut: Vorschlag zwischen zwei Tönen gleicher Tonhöhe zur Akzentuierung. Bevorzugt wird ein harmonieeigener Ton.

Double Cut: Zwei Vorschlagstöne, wobei der erste der Ton der darauffolgenden Note ist und der zweite ein Cut.

Triolen: Verwendung in Reels und Hornpipes. Eine Viertelnote wird durch eine Achteltriole ersetzt, wobei der mittlere Ton der Triole die obere Nebennote ist. Alternativ können zwei Achteln im Terzabstand durch einen Ton dazwischen erweitert werden. Triolen können auch als Hinführung zum darauffolgenden Ton verwendet werden. Abhängig vom persönlichen Stil können Triolen rhythmisch gespielt werden oder die letzte Achtel wird verlängert.

Treble: Triole mit drei gleichen Noten, ähnlich einem Ricochet. Bei der Violine erfolgt ein Bogenwechsel.

Slide: Angleiten von einem darunter liegenden Halbton, ähnlich den Blue Notes.

Drone: Beim Droning wird auf der Violine eine leere Saite unter oder über der Hauptnote mitspielt, insbesondere als Schluss mit Oktav-, Quart- oder Quintklang. Ansonsten wird diese Technik häufiger (aber nicht ausschließlich) bei Polkas und Airs verwendet.

Artikulation

Jig

Es existieren zwei Artikulationsmöglichkeiten, die innerhalb des Stücks kombiniert werden: Non-legato oder die Bindung der folgenden Note an die 3. und 6. Achtel. Die letzten beiden Takte eines Teils werden oft non-legato gespielt, um eine effektvolle Schlusswirkung zu erzielen.

Reels und Hornpipes

Im 4/4-Takt wird in drei Gruppen unterteilt: 3 Achtel – 3 Achtel – 2 Achtel. Die Zweiergruppe bleibt ungebunden. Wenn der Takt ausschließlich Achtelnoten enthält, erfolgt die Betonung des Offbeats durch drei ungebundene, drei gebundene und anschließend zwei getrennte Achteln. Besteht eine Dreiergruppe nicht aus drei Achteln, sondern aus Viertel plus Achtel, wird diese Gruppe gebunden. Die Aufteilung in Gruppen kann innerhalb eines Liedes variieren, z.B. durch eine Verschiebung auf 3-2-2.

Bei Läufen, insbesondere in den letzten zwei Takten eines Teils, werden die Achtel vom vorherigen Takt mit den ersten beiden Achteln verbunden. Ebenso werden die vierte, fünfte und sechste Achtel miteinander verbunden.

Die „Figure of Eight“ bezeichnet eine Tonfolge, die kontinuierlich auf- und abspringt. Bei diesem typischen Geigenmotiv wechselt der Fidler zwischen zwei Saiten hin und her. Dabei werden die geradzahligen Achtel jeweils an die ungeradzahligen Achteln angebunden.

Tunes zum Herunterladen


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