Ländler V – Formen des Ländlers

Der „Ur-Ländler“ war ein frei gestaltbarer Einzelpaartanz mit Gesang. Das heißt, jedes Paar kombinierte die Figuren spontan nach Belieben und konnte die Bewegungen nach Lust und Laune abwandeln. Im 19. Jahrhundert fand eine Differenzierung der Ländler-Formen statt, sowohl durch Schöpfungen von Tanzvereinen als auch speziell in Oberösterreich durch Junggesellengruppen. Um 1880 wurde der Ländler größtenteils als Gruppentanz aufgeführt.

Die 16-taktigen Ländler tauchten ab 1820 in Bayern, Wien und Niederösterreich häufiger auf und wurden zusammen mit den älteren 8-taktigen Ländlern gespielt. Der Komponist Joseph Lanner (1801-1843) komponierte zunächst 8-taktige Ländler und später 16-Takter, die er bereits als Walzer bezeichnete.

Nach der Terminologie von Ernst Hamza wird der Ländler in drei Gruppen eingeteilt:

  • Landlerischer 
  • Steirischer/Almerischer 
  • Bayerischer Ländler

Für Ernst Hamza bedeutet „Landl“ soviel wie „ebenes Land der Getreidebauern“ im Gegensatz zur Alm der Bergbauern. Die Bezeichnung Almer oder Almerischer ist keine Erfindung Hamzas, denn sie ist in der Steiermark nachgewiesen. Manchmal verwendete Hamza auch die Bezeichnung „Almerisch-Wallnerischer“ und meinte damit die Tänze der Berg- und Holzbauern. „Wallner“ bedeutet also „Waldner“.

Der Landlerische

Der „Landlerische“ ist der Ländler aus Oberösterreich, dem Salzkammergut inklusive dem Ausseerland sowie dem angrenzenden Niederösterreich bis Amstetten. Die südböhmischen, mühl- und waldviertlerischen Ländler sowie die „Landlarischen“ in Siebenbürgen und der Ukraine sind noch ursprünglich und gehören eher zur Kategorie „Steirer“.

Im 19. Jahrhundert entstanden in den oberösterreichischen Dörfern, begünstigt durch die relativ ebenen Landschaften, Jungmännerbünde. Diese waren nicht behördlich gemeldet. Sie hießen im Innviertel „Zechen“, im Hausruckviertel und Salzkammergut „Passen“, im Traunviertel „Ruden“ und im Mühlviertel „Burschen“. Diese Gruppen bewahrten Bräuche wie z.B. die Raunächte, das Böllerschießen oder das Maibaum-Aufpflanzen und traten in den Dörfern als Hüter der Ordnung auf.

Diese Gruppen machten aus dem Ländler einen Gruppentanz nach strengen Regeln, bei dem der Werbecharakter in den Hintergrund trat. Die Paare bewegten sich gleichzeitig – möglichst synchron – im Tanzkreis, dazu wurde gesungen, gejodelt und gepascht. Beim „Stoalandla“, d.h. beim steinalten Ur-Ländler, war der Gesang noch einstimmig und abwechselnd. Die Jungmännergruppen übten den mehrstimmigen Gesang (3-4-stimmig). Frauen wurden erst im 20. Jahrhundert einbezogen und sangen die Überstimme. Die Ländler dieser Gruppen wurden „Zedllandla“ genannt, weil ihr Ablauf auf Zettel niedergeschrieben wurde. Nur die Mitglieder der Gruppe durften mittanzen. Die Tanzpartnerinnen waren Schwestern der Burschen oder Freundinnen, die zu den Treffen mitgenommen wurden. Die Kameradschaften übten in den Bauernstuben ihrer Mitglieder. Als Übungsinstrumente dienten Mundharmonika, Ziehharmonika, Gitarre oder Zither. Bei Aufführungen wurden oft Streicher engagiert, häufig ehemalige Militärmusiker. Diese Auftritte fanden zum Beispiel am „Kirida“ (Kirchweihfest), bei der „Heåzad“ (Hochzeit) oder beim Zechentreffen statt, bei dem mehrere Zechen nacheinander ihre Landler tanzten.

Die Schritte der Dirndl waren einfache Nachstellschritte oder Gehschritte. Die Tänzer mussten zusätzlich Schleifer, Hüpfer und Tritte ausführen.

Die Musiker spielten oft auswendig, eventuell hatte der erste Geiger („Vorgeiger“) Noten als Unterstützung. Beim Landlerischen wurde die gesamte Periode („Gsetzl“) mit 8 Takten notiert. Eine Periode setzte sich aus zwei 8-taktigen Teilen zusammen:

Erster Teil: A – B
Zweiter Teil: B‘ – B

Der zweite Teil verwendet das Motivmaterial aus dem Nachsatz B des ersten Teiles (er „hebt bei der Mitte an“). Wegen dem Gesang bleibt der zweite Teil in derselben Tonart. An den Stellen, wo nicht gesungen wird, kann der zweite Teil eine Quinte höher transponiert werden („umigeign“).

Zum Eingang spielt der Vorgeiger ein Solo aus 4 Takten, dann setzt das ganze Streichertrio mit dem Landler ein. Die beiden Teile des Ländlers werden jeweils wiederholt. Der Ländler wird mehrmals hintereinander gespielt, bis der Tanz zu Ende ist. Für Abwechslung sorgt die improvisierte Melodie des zweiten Geigers („Zuwigeiger“). Zum Schluss folgt noch ein 4-taktiges Solo.

Der Zuwigeiger zeichnet Rhythmus und Melodieverlauf des Vorgeigers auf harmonieeigenen Tönen nach. Er kann darüber („drüwasi“) oder tief („teof“) spielen oder er wechselt innerhalb eines Gsetzls zwischen Unter- und Überstimme hin und her („üwaristeign“). Selten wird die zweite Stimme ganz anders gespielt, wie zum Beispiel eine Begleitung aus Akkordzerlegungen. Jedes Gsetzl soll auf eine etwas andere Weise gespielt werden. Zusätzlich soll die zweite Stimme durch Triller verziert werden. Das Zuwigeign ist somit schwerer als das Vorgeign und wird meist vom begabteren Geiger übernommen. Am Ende des Gsetzls schließt der Zuwigeiger mit einer Terz über der ersten Stimme. Falls er teof spielt, muss er zum Schluss üwaristeign.

Der vorletzte, siebte Takt besteht gewöhnlich aus Viertelnoten und der letzte Ton wird abgerissen. Es folgt ein kräftiger Schlusstakt.

Das Bassettl spielt den Grundton als Liegeton über den ganzen Takt, ähnlich einem Bordun, oder aber zwei breite Töne auf 1 und 3 mit Strichwechsel. Eventuell werden noch Bassgangl eingestreut.

Nachschläge gibt es beim Landlerischen nicht. Ein Hackbrett ist daher überflüssig.

Im Innviertel werden Anfang des 20. Jahrhunderts zusätzlich zum Streichertrio auch 2 Flügelhörner/Trompeten und eine Tuba verwendet. Die Flügelhörner und Trompeten spielen zweistimmige eigene improvisierte Melodien in einer Tonlage, die für sie angenehm ist. Sie schweigen aber bei den Gesangsteilen, beim Åimern und Paschen. Die Tuba spielt alle Teile des Ländlers mit. Sie spielt kurze, nicht ausgehaltene Töne und macht mehr Bassgangl als das Bassettl.

Wichtig war, dass sich die Musiker nach den Tänzern richteten. Die Musiker oder der Vorgeiger alleine stampften zum Takt: den ersten und dritten Schlag mit dem rechten Fuß und stark, den zweiten Schlag („Achtelschlag“) mit dem linken Fuß und schwach. Die Betonung beim Landlerischen liegt also auf 1 und 3, der zweite Schlag ist verkümmert. Im Landlerischen wird der Ländlerschritt durch den Halbschritt ersetzt: Schritt auf 1 – Nachstellschritt mit dem anderen Fuß auf 3. Der dritte Schlag im Landlerischen wird etwas verlängert, sodass ein Schwebetakt entsteht, eine Mischung aus geradem und ungeradem Takt. Diese Verzerrung des Dreiertaktes ist regional unterschiedlich. In Niederösterreich, dem Mühlviertel, Hausruckviertel und Traunviertel ist sie nur schwach ausgeprägt. Im Innviertel wurde stärker verrissen, sodass diese Ländler manchmal im 6/8-Takt notiert werden. Im Salzkammergut wird der Ländler beinahe im Zweivierteltakt gespielt, aber traditionell im Dreivierteltakt notiert.

Die Verzerrung bleibt während des Tanzes nicht konstant: Bei den Gstanzln neigt man zur Geradtaktigkeit, beim Jodeln („Åiman“-„Almern“) eher zur Ungeradtaktigkeit. Das Paschen erzwingt einen gleichmäßigen Takt, also einen reinen Dreivierteltakt.

Der Landler im Salzkammergut: 

Um 1800 breitete sich der Steirer (Almerische) Tanz in das oberösterreichische Salzkammergut aus, und um 1860 wurde der Landler im Ausserland eingeführt. Beide Tanzarten haben im Salzkammergut einen ähnlichen Ablauf mit ähnlichen Armfiguren, und es wird ein Männerkreis zum Singen und Paschen gebildet. Der Unterschied liegt in der Taktart: Der Steirer wird im Dreiertakt gespielt, während der Landler so stark verzerrt wird, dass er als Zweivierteltakt wahrgenommen wird. Dieser Unterschied ist besonders deutlich beim Paschen erkennbar: Beim Steirer wird im Dreivierteltakt gepascht, beim Landler im strikten Zweivierteltakt. Bei den Figuren des Landlers kann immer noch ein Schwebetakt vorherrschen. Vermutlich wird der Salzkammergut-Landler deshalb so stark verzerrt, um ihn deutlich vom Steirer unterscheiden zu können.

Der Steirische

Das Verbreitungsgebiet des Steirers ist wirklich sehr groß. Er wurde in verschiedenen Regionen gepflegt, darunter in der Innerschweiz, dem Schwarzwald, den bayerischen Alpengebieten, Tirol, Salzburg, Kärnten, der Steiermark, dem Burgenland, Niederösterreich, dem Böhmerwald und dem Bayrischen Wald, dem Salzkammergut, Slowenien, Südtirol und Friaul.

Im Pinzgau und im Zillertal ist der Steirische als Wickler bekannt, während man in der Steiermark und den angrenzenden Gebieten vom „Steirischen“ oder „Steirer“ spricht („Štajeriš“ in Slowenien; „Stajare“ in Friaul). Ansonsten wird der Steirische regional als „Landler“ bezeichnet.

Der Steirer ist bekannt für die Abfolge von komplizierten Armfiguren. Das spielerische Element der Werbung ist erkennbar, wobei die Partner gleichwertig sind. Der Steirische wird im gleichmäßigen Dreivierteltakt getanzt, wobei das erste und dritte Viertel etwas stärker betont werden. Im Vergleich zum Landlerischen enthält der Steirische mehr Achtelnoten, da sie schwieriger zu verzerren sind. Insbesondere besteht der vorletzte Takt einer Periode beim Steirischen überwiegend aus Achtelnoten.

Der Steirer war ursprünglich ein Einzelpaartanz ohne festgeschriebene Figurenfolge und Tanzkreis. Die Entwicklung des Steirischen oder Almerischen zu einem Gruppentanz begann um 1880 in Tanzvereinen in der Obersteiermark, wo man die Tradition bewahren wollte.

Die ursprüngliche Besetzung des Steirers bestand aus 2 Geigen, Hackbrett und Bassettl. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kamen jedoch Klarinetten und Blechbläser hinzu, die den Gesang quasi ersetzten. Gelegentlich wurde zu Beginn des Tanzes noch gesungen. Das Landlerlied entwickelte sich als eigenständiges Genre, bei dem nicht getanzt wurde. Das Weglassen des Gesangs ermöglichte Tonartwechsel. 

Im Gegensatz zum Landlerischen werden in der bäuerlich-dörflichen Aufzeichnung des Steirers oft nicht alle 8 Takte einer Periode aufgezeichnet, da der Rest aus den Anfangsmotiven abgeleitet wird. Es lassen sich verschiedene Formen unterscheiden:

Form A1:

Es werden nur die ersten 4 Takte aufgezeichnet. Der Almerische besteht aus zwei 8-taktigen Teilen und hat folgende motivische Struktur:

Erster Teil: AB – AB‘
Zweiter Teil: BB – AB‘

Ein wesentliches Merkmal ist, dass der zweite Teil mit dem Nachsatz (B) aus dem ersten Teil beginnt („Im zweiten Teil dreht er um“). 

Form A2:

Es werden sowohl die ersten 4 Takte des ersten als auch des letzten Teils aufgezeichnet. Der zweite Teil ist eine Ausfüllung („Diminution“) des ersten Teils. Die Form lautet:

Erster Teil: A – A‘
Zweiter Teil: Av – A‘v

Form B:

Es werden 4 Takte aufgezeichnet. Der zweite Teil „geht in die Quint“, entspricht also dem ersten Teil in der Tonart der Dominante: 

Erster Teil: A – A‘
Zweiter Teil: AD – A‘D

Für den Gesamtablauf des Steirischen gilt für alle Formen, dass Teil 1 immer wiederholt wird, während der zweite Teil manchmal wiederholt wird. Es kann auch vorkommen, dass zum Schluss noch einmal der erste Teil ohne Wiederholung folgt. Mehrere Steirische Landler werden zu einem Tanz aneinandergereiht und durch eine Kadenz voneinander getrennt. Die zweite Stimme kann darüber oder darunter sein, aber Wechsel sind nicht so häufig wie beim Landlerischen, da die Aneinanderreihung der Ländler bereits ausreichend Abwechslung bietet.

Der bayrische Ländler

Der bayrische Ländler wird in zwei Unterkategorien eingeteilt: der Schuhplattler oder oberbayrische Ländler und der niederbayrische Ländler oder Halbwalzer. 

Der Schuhplattler: 

Das Schuhplatteln war eine Figur des Almerischen Tanzes im südlichen Oberbayern, im Tiroler Unterland, im nördlichen Südtirol, in Osttirol und im Pinzgau. In seiner ursprünglichsten Form wurde nach freiem Ermessen auf Oberschenkel, Schuhe und Sohlen geschlagen, um einen Rhythmus zu erzeugen.

Ein Beispiel für die ursprünglichere Tanzweise ist der Lüsener Deutscher aus Südtirol. In der fünften Figur namens „Deutsch tanzen“ führen die Männer einen Schuhplattler aus, während sich die Tänzerinnen allein vor dem Tänzer in Tanzrichtung weiterdrehen.

Der Grundstein für die Entwicklung des Schuhplattlers als eigenständiger Tanz wurde 1883 durch den Lehrer Josef Vogl gelegt, als er einen Volkstanzerhaltungsverein in Bayrischzell gründete. Weitere Vereine entstanden zunächst in Bayern und später auch in Österreich. Der Schuhplattler wurde von oberbayerischen Vereinen reglementiert und verbreitete sich in ganz Bayern und Österreich.

Musikalisch gesehen ist der Schuhplattler mit dem Almerischen verwandt. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass 16-taktige Ländlermelodien verwendet wurden, um den Tanzfluss nicht zu stören.

Der erste Teil des Schuhplattlers, auch als Eingang bezeichnet, besteht aus einem Sechzehntakter, der die Kennmelodie trägt. Der zweite Teil ist bei allen Plattlern nahezu identisch und umfasst acht Takte. Zum ersten Teil wird geplattelt, zum zweiten Teil wird walzermäßiger getanzt. Der Ausgang des Schuhplattlers ist eine Wiederholung des ersten Teils. 

Oftmals wird der Schuhplattler nur von den Burschen ohne Tänzerinnen aufgeführt, manchmal sogar mit dem Blick zum Publikum. Beim zweiten Teil wird einfach im Kreis gegangen. Dadurch hat sich der Schuhplattler zu einem Schautanz entwickelt.

Der niederbayrische Ländler

Der niederbayerische Ländler, besser bekannt als Halbwalzer oder (bayrischer) Walzer, ist musikalisch dem Schuhplattler ähnlich, jedoch wird unterschiedlich getanzt. Der Halbwalzer wird in Bayern, Salzburg und Westösterreich getanzt. Der Name Halbwalzer rührt daher, dass seine einzelnen Teile aus 16 Takten bestehen, während ein Abschnitt eines Walzers oft 32 Takte umfasst, die wiederum aus zwei 16-taktigen Perioden bestehen. Volkstanzgruppen haben den 16-taktigen Ländler wahrscheinlich deswegen bevorzugt, weil er dem beliebten Wiener Walzer näherkommt. 

Beim niederbayerischen Ländler werden mehrere 16-taktige Ländler miteinander verbunden und durch einen 8-taktigen Kehrreimländler verknüpft, dessen Melodie mit dem zweiten Teil des Schuhplattlers identisch ist. Zum 16-Takter wird ein langsamer Walzer getanzt, während beim Kehrreim umgangen oder auch gewalzt wird. Die Version mit Umgang stellt dabei die ältere Form dar.

Der Triowalzer des Innviertels

Die Innviertler Variante des niederbayerischen Ländlers wird als Triowalzer oder „Vorgeigtanz“ bezeichnet, während der Kehrreimländler „Vorgeigstückl“ oder Trio genannt wird. Viele Trios haben die Ländlerform A und werden ausschließlich von der Geige gespielt, während alle anderen Instrumente schweigen. Die Tanzpaare gehen beim Trio im Tanzkreis – sie promenieren.  Zum 16-Takter wird Walzer getanzt. Die erste und zweite Stimme wird von zwei Flügelhörnern übernommen, während die Geige mit Akkordeon begleitet und der Bass von einer Bassgeige gespielt wird.

Der offene Walzer

Der offene Walzer wurde vor allem in Wien und Umgebung getanzt. Heute wird er in ganz Österreich praktiziert. Er setzt sich zusammen aus Armschwingen und dem Walzer-Rundtanz. Es gibt zwei Grundfiguren, die in Wien abwechselnd und jeweils mit Wiederholung getanzt wurden.

Figur 1: „Armschwingen“: In Einhandfassung werden Walzerschritte vorwärts gemacht, beginnend mit den äußeren Füßen. Dabei werden die gefassten Arme vor- und rückgeschwungen. Im 4. Takt wird die Fassung gelöst, die Dame und der Herr drehen sich jeweils im Walzerschritt um ihre eigene Achse um 180°.

Takt 5-8: Die Figur wird rückwärts getanzt.

Takt 9-16: Es wird ein Walzer-Rundtanz getanzt. Anders als beim Wiener Walzer beginnt der Herr mit dem linken Fuß. 

Figur 2: „Armschwingen mit Drehung“: Die ersten 6 Takte sind identisch mit der vorherigen Figur. Takt 7-8: Die Hände werden hochgehoben und die Tänzerin dreht sich einmal um 360°.

Ab Takt 9 wird wieder ein Walzer-Rundtanz getanzt.

Der Ländler in der Schweiz

Der Ländler aus Süddeutschland und Österreich (auch als „Ländlerli“ bekannt) kam erst im 19. Jahrhundert in die Schweiz, zusammen mit anderen Modetänzen wie dem Walzer (auch als „Wälserli“ bezeichnet), Märschen, Mazurkas (auch als „Masolken“ bekannt) sowie Schottischen und Polkas (auch als „Bolks“ bezeichnet).

Ein „Rästerli“ ist eine Suiten-ähnliche Abfolge von Schottisch, Walzer, Mazurka und Ländler.

In der Schweiz sind auch ursprüngliche Tänze erhalten geblieben. Hier sind einige Beispiele:

Das „Mühlirad“ ist ein Tanz aus der Ostschweiz, der auf heidnische Sonnentänze zurückgeht.

Das „Gäuerle“ ist ein Werbetanz aus der Innerschweiz im schnellen Dreiertakt. Der Name leitet sich wahrscheinlich von der „Gaillarde“ ab. Typisch für diesen Tanz sind das Juchzen, das Überspringen des Nasentuchs und das „Bödeln“ der Buschen. „Bödeln“ bezeichnet das rhythmische Klopfen und Stampfen mit dem Fuß auf den Boden, ähnlich wie beim Stepptanz. 

Der Gäuerle steht dem Ländlerli und Walserli sowohl tänzerisch als auch musikalisch sehr nahe. In Appenzell gibt es einen ähnlichen Tanz, der als „Buuchryberli“ (Bauchreiberlein) bezeichnet wird. 

Der „Hierig“ (abgeleitet von „hiesig“ – lokal, von hier) ist ein Pantomimentanz aus dem Appenzellerland. Er stellt einen Liebesstreit mit anschließender Versöhnung durch Mimik dar. Die Musik besteht heute aus einer Abfolge von drei Einzeltänzen: Schottischtempo – bewegter Teil – Wälserli. 

Der „Aliwander“ in Appenzell, der „Alewander“ in der Innerschweiz und der „Allewander“ in Graubünden und Obwalden gehen auf die „Contredanse Allemande“ zurück, die aus Frankreich in die Schweiz kam. Die Allemande-Figur bezeichnet die Drehung des Paares um die eigene Achse in Rückenkreuzhandfassung.

Der „Muotataler“ ist ein Menuett.

Der „Chüereie-Walzer“ ist ein Walzer aus dem Emmental mit Kontratanz-Elementen.

In der Welschschweiz werden traditionell Kontratänze (auch als „Coquille“ bezeichnet) und Kettentänze (auch als „Coraulas“ bekannt) getanzt.

Anfang des 20. Jahrhunderts kamen Musiker aus ländlichen Gebieten nach Zürich, und Tänze wie Walzer, Schottisch, Polka, Mazurka und Ländler wurden bei den Städtern populär. Dazu kamen der Foxtrott und der Marsch-Fox. In der Schweiz wird der Begriff „Ländlermusik“ als Oberbegriff für all diese Tänze verwendet. Ursprünglich wurde Ländlermusik nur in der deutschsprachigen Schweiz gespielt, heute auch im Tessin, in der Romandie und in der rätoromanischen Schweiz.

Eine typische Besetzung für eine Ländlerkapelle besteht aus Klarinette oder Saxophon, Schwyzerörgeli oder Akkordeon, Klavier oder E-Piano und Kontrabass. Blechbläser werden seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr verwendet.

In Appenzell wird keine Ländlermusik gespielt, sondern noch immer Musik aus dem 19. Jahrhundert. Ein originales Appenzeller Streichensemble besteht aus zwei Violinen, Hackbrett und Cello für die Nachschläge und einem Kontrabass.


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